EUCAST Breakpoints für Echinocandine - Stellungnahme des NRZMyk

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In den „EUCAST Antifungal Agents Breakpoint tables for interpretation of MICs“ (Version 7.0)“ veröffentlicht die EUCAST erneut Breakpoints für die Empfindlichkeitstestung von Echinocandin-Antimykotika bei Candida spp.[1] Obwohl diese Breakpoints schon zuvor bekannt waren[2], hat die neue Version zu Anfragen an das NRZMyk geführt. In einem Fall war eine Beendigung der Echinocandintherapie und eine Umstellung auf Fluconazol erfolgt, da der MHK Wert des C. albicans Isolates (bestimmt mit E-Test) bei 0,06 µg/ml lag.

Das NRZMyk stellt hierzu fest:

1. Die Breakpoints der EUCAST beruhen wesentlich auf epidemiologischen cut-off Werten (ECOFFs), die in Referenzlabors mittels der EUCAST Referenzmethodik bestimmt wurden2. Zudem werden pharmakokinetische Daten und klinische Erfahrungen berücksichtigt. Eine Korrelation der MHK-Bestimmung nach dieser Methodik mit dem klinischen Therapieerfolg wurde nicht gezeigt, ein PK/PD Target auf Basis der EUCAST Daten existiert ebenfalls bislang nicht2. Zudem sind ECOFFs stark von der verwendeten Methodik abhängig und MHK-Verteilungen können in einzelnen diagnostischen Labors erheblich von den Verteilungen, die den EUCAST-Breakpoints zugrunde liegen, abweichen4. Der ECOFF Wert trennt eine natürliche, empfindliche Population (Wildtyp) von einer nicht-Wildtyp-Population. Durch die Einteilung nach ECOFFs können Verschiebungen der Empfindlichkeit innerhalb einer Population erkannt und somit Hinweise auf eine mögliche Resistenzentwicklung gewonnen werden. ECOFFS stellen jedoch keine klinischen Breakpoints dar; daher kann von diesen Grenzwerten nicht auf eine Therapiemöglichkeit geschlossen werden.

2. Das NRZMyk rät daher zur Zeit davon ab, allein aufgrund einer in vitro Resistenztestung gegen Echinocandine und einer Interpretation mittels EUCAST Breakpoints von einer leitliniengerechten Therapie systemischer Candida-Infektionen abzuweichen. Zurückhaltung bei der klinischen Interpretation empfehlen wir insbesondere für Labors, die andere Testverfahren als den EUCAST Standard verwenden oder technisch bedingt generell höhere MHK-Werte beobachten, als die den EUCAST Breakpoints zugrundeliegenden MHK-Wert Verteilungen2,4. Solche Verschiebungen der Verteilung von MHK-Werten werden regelmäßig und auch in anerkannten Referenzlabors beobachtet4. Die Anwendung der EUCAST-Grenzwerte ist jedoch nicht sinnvoll, wenn die laborinterne MHK-Verteilung von den Referenzverteilungen abweicht2,4. Eine Echinocandinresistenz ist bei den Spezies, die allgemein als empfindlich gelten[3], zur Zeit sehr selten. Charakterisierte Isolate mit Mutationen im FKS1/2 Gen zeigen meist Anidulafungin MHKs von 0,125 µg/ml und höher[4].

3. Aufgrund der unklaren Datenlage sollte bei Candida spp. Isolaten mit erhöhter MHK grundsätzlich eine genotypische Charakterisierung der zugrunde liegenden Mutationen angestrebt werden. Diese molekulare Charakterisierung wird ebenso wie eine Referenztestung gegen Anidulafungin am NRZMyk als wissenschaftliche Dienstleistung kostenfrei angeboten. Wir bitten alle Labors um die Einsendung solcher Stämme an das NRZMyk unter Nutzung des Einsendeformulars (www.nrzmyk.de).


[1] European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing, Antifungal Agents, Breakpoint tables for interpretation of MICs, version 7.0, valid from 2014-08-12. http://www.eucast.org
[2]
European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing, Anidulafungin: Rationale for the clinical breakpoints, version 2.0, 2013. http://www.eucast.org
[3]
z.B. Candida albicans, Candida glabrata,Candida krusei, Candida tropicalis
[4] Arendrup et al., Antimicrob. Agents Chemother. 2010, 54:426-439.

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