Infektionen durch Candida auris - Stellungnahme des NRZMyk

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Am 24.6.2016 haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Stellungnahme (“alert”) zum Thema „Global Emergence of Invasive Infections caused by the Multidrug-Resistant Yeast Candida auris“ veröffentlicht1. Grund für diese Warnung ist eine zunehmende Zahl von Berichten über invasive Infektionen durch Candida auris, einer Art, die 2009 erstmals als Erreger einer Otomykose in Japan beschrieben wurde2. Seitdem wurde C. auris aus unterschiedlichen klinischen Materialien nachgewiesen, sowohl als Erreger invasiver Infektionen als auch als Besiedler. Typischerweise wächst C. auris auf CHROMagar™ pink, bildet ovale Sprosszellen und wächst bei 37 °C und 42 °C, jedoch nicht bei 45 °C. Am NRZMyk wurde bisher in einem Fall C. auris aus einer Blutkultur bei klinischer Diagnose Sepsis nachgewiesen. Allerdings ist von einer erheblichen Untererfassung auszugehen, da Candida-Isolate nur in wenigen Fällen an das NRZMyk eingesandt werden.

Folgende Besonderheiten sind bei diesem Erreger zu beachten:

1.    Die Identifizierung mit herkömmlichen Verfahren gelingt zurzeit nur unzureichend. Insbesondere kommt es zu Fehlidentifizierungen als Candida haemulonii, in einigen Fällen nach Angaben der CDC auch zu Fehlidentifizierungen als Saccharomyces cerevisiae1. Das am NRZMyk identifizierte Isolat war zuvor mittels VITEK als Candida haemulonii identifiziert worden.

2.    C. auris zeigt häufig hohe minimale Hemmkonzentrationen (MHKs) für verschiedene Antimykotika. Über 80% der bekannten Isolate weisen hohe MHKs für Fluconazol, 50% hohe MHKs für Voriconazol auf1,3. Ein Drittel der Isolate zeigte Amphotericin B MHKs von > 2 µg/ml, einige wiesen erhöhte MHKs für Echinocandine auf1. Das am NRZMyk untersuchte Isolat wies in der EUCAST Mikrodilutionstestung ebenfalls hohe MHKs für Anidulafungin (0.5 µg/ml) und Fluconazol (≥64 µg/ml) auf, während andere MHKs nicht sicher auffällig waren (Itraconazol 0.5 µg/ml; Voriconazol 1 µg/ml; Posaconazol 0.03 µg/ml;  Amphotericin B 1 µg/ml). Es existieren keine Breakpoints für die Resistenztestung von C. auris.

3.    Fälle von C. auris Infektionen und Nachweise mit unklarer klinischer Relevanz wurden an einigen Orten, insbesondere in Indien und Korea, gehäuft beobachtet4,5. Die nachgewiesenen Erreger waren dabei klonal4. Allerdings fand sich in Indien auch eine enge klonale Verwandtschaft zwischen Isolaten aus Kochi (Südindien) und Delhi (Nordindien, Entfernung ca. 2500 km)3.

Zusammenfassende Bewertung und Angebote des NRZMyk

Insgesamt ist davon auszugehen, dass Infektionen durch C. auris in Deutschland nach wie vor eine Rarität darstellen. Aufgrund der nach den MHK Daten eingeschränkten Therapieoptionen und der möglicherweise bestehenden Fähigkeit des Erregers, Ausbrüche zu verursachen, sollten vorhandene Fälle jedoch möglichst frühzeitig korrekt identifiziert werden. Am NRZMyk wird in Verdachtsfällen eine molekulare Speziesidentifizierung sowie eine Referenztestung mittels EUCAST Mikrodilution kostenfrei angeboten. Insbesondere wird dies in den folgenden Fällen empfohlen:

  • Nachweis von C. haemulonii oder S. cerevisiae als Erreger invasiver Infektionen
  • Nachweis von C. haemulonii oder S. cerevisiae aus epidemiologisch zusammenhängenden klinischen Proben in ungewöhnlicher Häufung
  • Nachweis von C. auris

Wir bitten alle Labors um die Einsendung solcher Stämme an das NRZMyk unter Nutzung des Einsendeformulars. Für weitere Rückfragen steht das NRZMyk gerne zur Verfügung (Kontakt).

Jena, den 5.7.2016

1) http://www.cdc.gov/fungal/diseases/candidiasis/candida-auris-alert.html
2) Satoh et al., Microbiol Immunol, 2009. 53(1): p. 41-4.
3) Prakash et al., Clin Microbiol Infect.  2016. 22:277.eI-277.e9.
4) Chowdhary et al., Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2014. 33(6):p. 919-26.
5) Chowdhary et al., Emerg Infect Dis. 2013. 19(10):p.1670–1673

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